Portrait Prof. Alfred Hückler, Link zur Startseite

Lehre

Alfred Hückler lehrte von 1970 – 1998 an der Kunsthochschule Berlin (KHB) ein systemisch orientiertes, folgerichtiges Entwerfen von Einzelteilen und Aggregaten, Einzelprodukten, Ensembles und Sortimenten für alle Lebensbereiche im Sinne eines „offenen Funktionalismus“. In synergetischer Sichtweise, gezielt gegen eine separate „Technik“- Ausbildung im Designstudium.
Bereits Mart Stam und noch verbindlicher, Rudi Högner, hielten eine gleichermaßen konstruktive wie formgestalterische Ausbildung, im Ergebnis, ideal gesehen, in Personalunion, für nötig, um gebrauchsgerichtete Entwürfe weitestgehend ungeschmälert technisch-technologisch effektiv umsetzen zu können.

Die bis dahin geübte Praxis, durch Lehrbeauftragte, getrennt von der gestalterischen Ausbildung, und das in einer für eine Ingenieurausbildung verfassten, lediglich gekürzten Wissensvermittlung, konnte diese Wunschvorstellung naturgemäß nicht erfüllen. Deshalb holte Prof. Rudi Högner, der wohl erste Hochschullehrer für Technisches Design, Alfred Hückler 1970 an die Weißenseer Hochschule. Dieser hat durch seine erfolgreichen Aktivitäten, Konstruktionsingenieure zur verständnisvollen, effektiven Zusammenarbeit mit Formgestaltern im Rahmen der Kammer der Technik weiter zu bilden, als dafür besonders geeignet erwiesen (siehe auch unter Projekte). Seine Zusammenarbeit mit den Begründern und den Trägern der Konstruktionswissenschaft in der DDR in einer Arbeitsgruppe des Forschungsrates bestand in der erfolgreichen Verknüpfung der Aktivitäten von Ingenieuren und Designern. Dies begann in den 60er Jahren und bedeutete den Anfang seiner Beiträge zur Designtheorie.

Er verband das Technische Gestalten mit dem für das Gebrauchen, entsprechend dem von ihm formulierten „Primat des Gebrauchens“, der Zielorientierung zur „Minimalform“ und der „Ästhetik des Sachverhalts“. Seine Heuristik, Designmethodik und Entwurfstechniken, praktikabel gemachten Kenntnisse von Formensprache und Designästhetik ebenso wie das 1978 eingeführte Lehrgebiet Designgeometrie (siehe Kurzbeschreibung) mit einer Morphologie der Produkt- und Herstellformen, integrierten bereits konzeptionell die zu entwickelnden technischen, ergonomischen und ästhetischen Funktionen und ihre, wirtschaftlich herstellbare Formen werdenden Funktionsträger. Begleitet mit einer für Formgestalter verfassten Belastungsmechanik und Konstruktionsprinzipien entstanden Funktionen erfüllende konstruktions- und herstelltechnische Formenrepertoires, die mit denen aus ergonomisch/ästhetisch Lösungsanteilen sinnfällig und folgerichtig zur integrierenden Gesamtform und, danach durchgestaltet, zu Produkten in „Feinform“ führte.

Ein Kern der kreativ-gestaltenden Vorgehensweise war jene epochale Entdeckung der Abwandlungsmöglichkeiten machinaler Strukturen als unerschöpfliches konkretes Gestaltungsprinzip durch Franz Reuleaux, erweitert durch Rudolf Franke und Altschuller, wichtigste Grundlage erfolgreicher Konstruktionen Hücklers in seiner zwanzigjährigen Industriepraxis.

Beginnend mit der Designgeometrie lehrte er auf verschiedene Weise vier Semester bis schließlich zur vollständigen Konzeption, Konstruktion und Gestaltung eines handbetriebenen low-tech- Gerätes mittlerer Komplexität als Vordiplom, einschließlich Modellbau und Dokumentation.

Als Höhepunkt dieser, Wissen und Fähigkeiten akkumulierenden Abschlußarbeiten erwiesen sich die in Klausur im hochschuleigenen Gutshaus Bier in Sauen durchgeführten, die geeigneten Lösungsprinzipe findende, nach dem Modell der internationalen Wachsmann-Seminare strukturierte, kreative Gruppenarbeit zu erlernen: „Das Wunder von Sauen“, wie die Studierenden den so gewonnenen Erkenntnis- und Leistungsschub beurteilten. Alfred Hückler hatte diese Vorgehensweise zuvor mit 40 Konstrukteuren und Designern, sowie Designstudenten im Feldversuch im Rahmen seiner Aktivitäten in der Kammer der Technik erprobt

Seine Erkundungsarbeiten zur Produktevolution, Designmethodik, Formenentwicklung, Designgeometrie, Stapelbarkeit, Abfallvermeidung, Formensprache, Designästhetik / Ästhetik der Sachverhalte u. a., dazu über 70 Publikationen als Praxis fördernder Beitrag zur Designtheorie (siehe Bibliographie) festigten und bereicherten seine Vermittlung von hochschulgemäßem Wissen und Können zum Gestalten von einfachen bis hochkomplexen Produkten. Die grenzüberschreitende Wirksamkeit seiner Lehre konnte er besonders während verschiedener Lehraufträge und Seminare in Oslo, Rovaniemi, Prag und Raleigh überprüfen.